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Das Anaga-Gebirge


Tages-Protokoll von: Barbara Bock



D
as Anaga-Gebirge bildet die nordöstliche Spitze von Teneriffa. Es gehört wie der Teno im Nordwesten der Insel und die Roque del Conde im Süden zu den alten Basalt-Serien ('Old Basaltic Series', Ancochea et al. 1990). Diese drei alten basaltischen Extrusionen sind scheinbar nie miteinander verbunden gewesen und wuchsen erst durch die späteren Extrusionen zu einer einzigen Insel zusammen. Im Anaga-Gebirge sind drei Hauptphasen vulkanischer Aktivität zu beobachten: die ersten Basalte sind auf mehr als 6.5 Ma Jahre datiert, die Hauptmasse der Gesteine ist zwischen 6.5 bis 4.5 Ma extrudiert und der letzte Schub extrudierte um 3.6 Ma. Die gesamte Basaltabfolge hat eine Mächtigkeit von mehr als 1000 m. Die Gänge im Anaga-Gebirge sind meist Nordost gerichtet. Diese Richtung sieht man auch im Trend der Cordillera Dorsal (um 0.8 Ma), einer Kette von basaltischen Emissionskratern, die heute das Anaga-Gebirge mit dem Cañadas Vulkan (ca 1.9 - 0.2 Ma) verbindet. Die jüngste vulkanische Aktivität im Anaga-Gebirge ist auf 3.28 Ma datiert worden. Ihr folgt eine Ruhephase vor der Extrusion der ältesten basaltischen Laven des Cañadas Vulkans.

 

1. Stop: Am Strand von San Andres mit angeschifftem weißen Sand (Playa de los Terresitas)
Anstehendes (relativ verwittert): wird auf Grund der angesprochenen Minerale (Pyroxene, Olivin alteriert zum Iddingsit, etwas Smektit) als Basanit angesprochen. Die regelmäßige Klüftung bedeutet Abkühlung im Körper: Basanitsubintrusion. Die Dikes zeigen an, daß sie nicht allzu tief eingedrungen sind (etwa 200 - 300 m Überlagerung).
Die Wand des Aufschlusses läßt viele 'Blasen' erkennen. Es handelt sich hierbei aber nicht um Gasblasen, sondern um Tafoni (Verwitterung durch Salzsprengung).
Dieser Basanit ist von einem strombolianischen Schlackenkegel mit diskordanten Kontakt überlagert; in der strombolianischen Asche kann man eine steile Schichtung erkennen. Das bedeutet, daß der Komplex verkippt ist.
Die Rotfärbung der Gesteine deutet auf ein oxydierendes Milieu während der Extrusion hin, daher kann man annehmen, daß die Laven subaerisch und nicht marin extrudiert sind, wie man vielleicht bei der jetzigen Nähe des Meeres vermuten könnte.
Die Insel hat sich als ganzes durch ihr Gewicht um etwa 3 km gesenkt, aber der Paläo-Meeresspiegel könnte auch niedriger gewesen sein.

An dieser Stelle hielt uns Toni Eisenhauer einen Vortrag über Meeresspiegel-Schwankungen. Diese Schwankungen werden von Kontinenten anders aufgezeichnet als von Inseln, die auf ozeanischen Platten liegen. Die ozeanischen Platten kompensieren durch isostatischen Auftrieb etwa ein drittel des Meeresspiegelanstiegs, sodaß die Inseln nicht nur den Anstieg des Meeresspiegels (ein schneller Prozeß), sondern auch ihr relatives Absinken aufzeichnen (langsamer Prozeß, die Relaxationszeit der ozeanischen Kruste beträgt etwa 3000 Jahre). Die Inseln zeichnen also den Gesamtanstieg des Meeresspiegel an. Ein Kontinent dagegen erkennt nur den Anstieg des Meeresspiegels und zeigt immer nur ein Maximum des Hochstand an.

 

2. Stop: An der Straße nach Igueste, oberhalb des Strands
Intrusion mit vielen Gängen zum Teil Apophysen, die 'en echelon' versetzt erscheinen. Wir versuchen zu erkennen, ob die Gänge von einem Gang gespeist werden, oder ob es sich um mehrere einzelne Gänge handelt.
Die Gänge sind relativ hell mit einem Mineralbestand von Klinopyroxen, Sanidin, Nephelin: Essexit (untersättigt und differenzierter als Basanit)
Pegmatitische Schlieren werden als Eigendifferentiate interpretiert
Gänge mit SW-NE Orientierung: Können sie als lokale 'Riftzonen' angesehen werden?

 

3. Stop: Etwa 1000 m vor Igueste
Entlang der Straße sind verschiedenste Gänge mit spektakulären Klüftungen aufgeschlossen; ein Gang enthält sehr große Pyroxene (bis zu 10 cm), die in seiner Mitte konzentriert sind: Pyroxen-Kumulat. Um solch große Kristalle zu transportieren braucht man einen schnellen Transportmechanismus. Dabei wurde das Stoke'sche Gesetz erläutert, das besagt, daß die Fallgeschwindigkeit (w) von sphärischen Partikeln vom Dichteunterschied zwischen den Partikeln und dem 'fluid', dem Korndurchmesser und der Viskosität des 'fluids' abhängt (w=Drd2g/18m).
Weiterhin wurden auch Xenolithe aus der Unterkruste beobachtet.

 

Mittag auf dem Aussichtsparkplatz: El Bailadero

 

4. Stop: Parkplatz (Mirador) südlich von Ermita Cruz del Carmen mit Blick auf La Laguna
Die Stadt liegt in einem Kessel, einem ehemaligen See ohne Abfluß, der von Menschen künstlich entwässert wurde.
Hier kamen wir kurz auf Bodenbildung auf den Kanaren zu sprechen.Bodenbildung ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Ausgangsgestein, Klima, Vegetation, Relief, Grundwasserverhältnisse und mehr.

Im allgemeinen sind die Nord- und Nordosthänge der Kanaren durch die Passatwinde feuchter als die Süd- und Südwesthänge und daher ist in diesen Gebieten die Bodenentwicklung weiter fortgeschritten. Paläoböden werden als Alfisole und Vertisole klassifiziert. Diese besser entwickelten Bodenarten deuten auf ein feuchteres Paläoklima hin. Die heutigen Böden sind durch geringen Humusgehalt und im Süden durch die Akkumulation von Kalk und löslichen Salzen gekennzeichnet (Aridisole). Die verbreitete Bodenart auf Teneriffa (in den trockenen Höhenbereichen der Cañadas, auf jungen Pyroklastika der Südhänge, und auch in Teno und Anaga) sind Entisole. Bei diesen Böden ist die Bodenentwicklung sehr gering, es ist keine Horizontgliederung zu erkennen. Solche Böden sind landwirtschaftlich ohne Bedeutung.

 

Referenzen:
Ancochea E., Fuster J.M., Ibarola E., Cendrero A., Coello J., Hernan F., Contagrel J.M. and Jamond C., 1990, Volcanic evolution of the island of Tenerife (Canary Islands) in the light of new K-Ar data. J. Volc. Geotherm. Res., 44, 231-249.

 
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