Tagesprotokoll von Matthias Frische
855 Uhr Abfahrt in El Rincón. Kurzer Stop an der Margarita de Piedra, einem rundlichen Basaltkörper mit radialstrahliger Abkühlungsklüftung. Diese entstand durch die Abkühlung basaltischer Lava in einem Lavatunnel.
Beginn der Wanderung gegen 10:30 Uhr am Besucherzentrum El Portillo, dem Eingang zum Teide Nationalpark. Gegenüber des Parkplatzes geht es einen beschrankten Weg in SE-Richtung. An der ersten Abzweigung nach etwa 200m hält man sich rechts und gelangt so auf den Wanderweg Nr.4, der ins Exkursionsgebiet führt. Nach etwa 4km ist der nördliche Teil der Diego Hernández Formation (DHF) erreicht.
In der zentralen Schildstruktur von Tenerife (Las Cañadas Edifice) auf ca. 2000m Höhe befindet sich eine 16*9km große elliptische Depression, die Las Cañadas Caldera. Diese läßt sich in einen 150m tiefer gelegeneren W-Teil und, getrennt durch die Roques de García, einen E-Teil unterteilen. Die E-Depression ließe sich ebenfalls zweiteilen, aufgrund ihrer sukzessiven Bildung erscheint dies jedoch nicht sehr sinnvoll. An den Rändern der Depression lassen sich die Upper und die Lower Group stratigraphisch unterscheiden. Die teilweise in der Calderabasis aufgeschlossene Lower Group (>3 Ma) wird gebildet von der felsischen Roques de García-Los Azulejos Formation, der basaltischen Boca de Tauce, El Cabezón und Montón de Trigo Formation, die auch gleichzeitig die ältesten Ablagerungen der Las Cañadas im Calderenwall darstellen. Nach einer Pause der vulkanischen Aktivität (Erosionsstrukturen) folgt die felsische Las Angosturas Formation. Dann kommt die basaltische Las Pilas und etwa zeitgleich die felsische El Cedro Formation. Es folgte wieder eine längere Pause der vulkanischen Tätigkeit (vor ca. 2-1,6 Ma), was sich an stärkeren Erosionserscheinungen in der oberen Lower Group erkennen läßt. Die Upper Group füllt diese Paläotopographie mit den Ablagerungen der letzten drei vulkanischen Prä-Caldera-Zyklen aus überwiegend phonolitischen Pyroklasten und basaltischen Gesteinen aus. Die Ucanca Formation (1,59-1,18 Ma) bildet die Basis der Upper Group, die Guajara Formation (850-650 Ka) folgt. Als letzte Ablagerung ist im E-NE-Bereich der las Cañadas die Diego Hernández Formation (DHF) aufgeschlossen. K-Ar-Alter reichen von 370-170 Ka.
Abb. 1. Vereinfachte, nicht maßstabsgerechte Skizze der Stratigraphie des Las Cañadas Walls.
(Marti et al, 1994)
Die DHF ist in einem Paläotal abgelagert, das im N von einigen strombolianischen Vulkankegeln und im S von den Lower Group Phonolithen von Las Pilas begrenzt wird. Sie ist das Ergebnis mehrerer Eruptionszyklen, bei denen es in erster Linie zu pyroklastischen Flows (Ignimbrite) und in geringerem Maße zu Surge- und Fallablagerungen kam. Zwischengelagerte basaltische Lavaflows stammen von den nördlich gelegenen strombolianischen Vulkankegeln.
Abb.2. Schematische Darstellung der Eruptionssequenzen der DHF. (Marti et al, 1990)
Abb.3. Profile der DHF. Von N nach S. (Marti et al, 1995)
Die grundsätzlich unverschweißten Ignimbrite lassen sich in zwei Typen unterteilen:
Typ 1 ist reich an lithischen Fragmenten. Seine Bimse (weiß, schwarz, grün) sind ungerundet und maximal einige Zentimeter groß.
Typ 2 ist reich an invers gradierten, teilweise bis zu dm-großen, meist gerundeten, ebenfalls grünen, schwarzen und weißen Bimsen.
Der jeweils klastische Anteil ist an der Basis angereichert. Ebenfalls an der Basis einiger Ignimbrite sind ground surge Ablagerungen zu erkennen.
Beide Ignimbrit-Typen enthalten durch das Mixen von phonolitischen und basaltischen Magmen entstandene schwarz-weiß gestreifte Bimse. Eine mögliche Erklärung hierfür liefert eine zonierte Magmenkammer in der differenziertes, praktisch aphyrisches, volatilreiches, felsischeres Magma auf dichterem basischen Magma "schwimmt". Bei einer Eruption könnte das differenziertere Magma mit Material aus tieferen Schichten der Kammer verwirbelt und gemeinsam eruptiert werden. Durch Magmamixing ließen sich auch die in der untersten DHF vorkommenden SiO2-reichen Mugearite erklären.
Die pyroklastischen Ablagerungen der DHF enthalten in geringer Menge Kalifeldspat, Aegirin-Augit, Hornblende, Magnetit, Hauyne und teilweise Biotiteinsprenglinge. Hydrothermal alterierte und nichtalterierte Klasten (Phonolithe, Basalte, Obsidiane) sowie Syenitxenolithe kommen in beiden Typen nebeneinander vor, was auf eine präeruptive Alteration von bereits abgelagerten Klasten in einem Aquifer während einer Syenitintrusion deutet. Ein Anstieg des Gehaltes an alterierten Klasten und comagmatischen Syenitklasten in den obersten Sequenzen bestätigen das. Die oberste DH-Ablagerung besteht aus einer klastenreichen co-ignimbrite lag Breccie. Diese proximale Ablagerung entstand bei der Calderenbildung im Zusammenhang mit dem Ringbruch und der darauf folgenden Spalteneruption. Die dazugehörenden Flowablagerungen sind weit in südlicher Richtung verteilt worden (Abrigo Ignimbrit).
Etwa einen Kilometer weiter im Süden liegt die Las Pilas Formation. Sie wird aus Phonolithen der Lower Group aufgebaut. Von den Lavaflows enthalten die ersten Ablagerungen annähernd keine Einsprenglinge. Die späteren Flows werden einsprenglingsreicher, meist sind es Feldspäte von etwa einem Zentimeter Durchmesser. Auch einige Hauyne wurden in den oberen Flows gefunden. Die Flows werden von Dykes durchschlagen. In den Dykes sind viele Einsprenglinge, meist längliche Feldspäte im Millimeterbereich. Teilweise sind die Dykes blasig.
Gegen 19 Uhr war der Exkursionsteil beenden.
Verwendete Literatur:
Marti, J., Mitjavila, J., Araña, V., 1994. Stratigraphy, structure and geochronology of the Las Cañadas caldera (Tenerife, Canary Islands). Geol. Mag. 131, pp. 715-727.
Marti, J., Mitjavila, J., Villa, I.M., 1990. Stratigraphy and K-Ar ages of the Diego Hernández wall and their significance of the Las Cañadas caldera formation (Tenerife, Canary Islands). Terra Nova, 2, pp. 148-153.
A Field Guide to the Central Volcanic Complex of Tenerife Tenerife (Canary Islands). Workshop on explosive eruptions in phonolitic magmas. Tenerife, 23.-30.04.1995. IAVCEI Commission on Explosive Volcanism.