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Göttinger Geologe Gerhard Wörner über prägende Vulkanausbrüche

4,5 Milliarden Jahre – das ist die Spanne der Erdzeitgeschichte. Immer wieder hat es dabei gewaltige Umbrüche gegeben, die in diesem Jahr Thema der Ringvorlesung der Universität Göttingen sein werden. Zum Auftakt sprach der Geologe und Vulkanforscher Prof. Gerhard Wörner darüber „Wie die inneren Kräfte der Erde den Lauf der Evolution und unserer Geschichte prägen“.

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Göttingen. Wörner macht den Einfluss zum einen an Umbrüchen in der Erdentwicklung und zum anderen an großen Eruptionen und Vulkanausbrüchen fest.

Ein fundamentaler Umbruch sei die Veränderung der Zusammensetzung der Atmosphäre von einem hohen Gehalt an Methan und Kohlendioxid hin zu einem höheren Sauerstoffgehalt gewesen. Etwa vor 2,4 Milliarden Jahren habe es das sogenannte Great Oxidation Event gegeben.

Cyanobakterien produzierten vermehrt Sauerstoff, der zunächst beispielsweise als Eisenoxid gebunden wurde. Aus dieser Zeit stammen die größten Eisenvorkommen auf der Erde. Später aber gelangte der Sauerstoff verstärkt frei in die Atmosphäre.

Kambrische Explosion

Dies war für die damaligen anaeroben Lebewesen tödlich. Neue Lebewesen entstanden, die mit den veränderten Bedingungen zurecht kamen. Etwa vor etwa 540 Millionen Jahren folgte dann die sogenannte Kambrische Explosion, die Entwicklung einer enormen Artenvielfalt.

Basaltfluten aus dem Innern der Erde ergossen sich in Sibirien vor 250 Millionen Jahren auf ein riesiges Gebiet. Feinste Schwefelsäure-Partikel schwebten in der Luft, Chlor verhinderte den Kohlendioxid-Abbau. Folgen waren eine Erderwärmung, der Rückgang der Meeresströmung, Mutationen. Die Basaltflut habe das größte bekannte Artensterben ausgelöst.

Ein weiteres Großereignis war vor 73 000 Jahren der Ausbruch des Vulkans Toba auf Sumatra. Eine riesige Menge Gas und Asche wurde in die Luft geblasen. „Der Krater war so groß wie die Strecke zwischen Göttingen und Hannover“, erklärte Wörner.

„Kleine Nüsse“

Die Temperaturen seien weltweit gesunken und auch nach einem Jahrzehnt habe die Temperatur noch um durchschnittlich zehn Grad niedriger gelegen. Das sei schon ein „Riesen-Big-Bang gewesen“, sagte Wörner. Die von uns vielbeachteten Ausbrüche des Pinatubo, des Mount St. Helens oder des Eyjafjallajökull seien dagegen nur „kleine Nüsse.“

Ein Erdbeben, das die Welt in besonderer Weise bewegt habe, sei das von Lissabon 1755. 8,5 bis 9 auf der Richterskala, die Auswirkungen waren noch in Hamburg zu spüren, es löste einen gewaltigen Tsunami aus. Bilder von der Zerstörung der Stadt gingen um die Welt, damals gab es die ersten Zeitungen.

Der GT-Artikel verbindet dann fälschlicherweise das Lissabon-Erdbeben mit den Auswirkungen der Laki-Eruption in Island 1783/1784 und fährt fort:  

Einer der kältesten Winter, die in Europa je gemessen wurden, Missernten, eine hohe Sterblichkeit waren die Folge des „fürchterlichen Schwefelnebels.“

Lissabon war ein Zentrum des Katholizismus, das Erdbeben fand zur Zeit der Allerheiligen-Messe statt. Kirche und viele Gläubige sahen in dem Beben eine Strafe Gottes. Erstmals allerdings gab es in den Zeiten der Aufklärung auch Forscher, die das Ganze als Naturphänomen beurteilten und untersuchten. „Unsere Chance in den nächsten 50 Jahren an so einem Big-Bang teilzunehmen, beträgt Eins zu Tausend – das ist statistisch wahrscheinlicher als ein Lottogewinn“, so Wörner zum Abschluss.