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Kinder-Uni 2011

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Supervulkane und ein „kleiner Pups“ aus Island

Das neue Semester in der Göttinger Kinder-Uni hat begonnen. Zum Auftakt in dieser Woche sprach Vulkanfachmann Gerhard Wörner aus der Fakultät für Geowissenschaften und Geographie über Supervulkane.

Das Timing hätte nicht besser sein können. Auf Island bläst der Vulkan Eyjafjallajökull riesige Aschemengen in die Atmosphäre und legt damit für Tage den Flugverkehr in Europa lahm und in Göttingen beginnt das neue Semester der Kinder-Uni mit einer Vorlesung über Supervulkane. 

Den Göttinger Vulkanexperten Gerhard Wörner lässt die Island-Eruption aber kalt. „Der Ausbruch auf Island war nur ein ganz kleiner Pups.“ Wörner hat größere Geschütze im Gepäck: Supervulkane. Daneben sieht selbst der Ausbruch des Mount St. Helens in den USA, der als einer der stärksten Vulkanausbrüche des 20. Jahrhunderts gilt, wie ein Winzling aus. Während dabei am 18. Mai 1980 nach Wörners Angaben rund drei Kubikkilometer Asche und Lava bis zu 20 Kilometer in die Luft geblasen wurden, waren es bei dem Ausbruch des Supervulkans Toba auf Sumatra rund 3000 Kubikkilometer. „Das ist eine Säule festen Materials, die eine Grundfläche von einem mal einem Kilometer hat und 3000 Kilometer in den Himmel reicht“, sagt Wörner nicht ohne Wirkung: Staunen im Hörsaal. 

Bis in 50 Kilometer Höhe wurden damals vor rund 75 000 Jahren Asche, Staub und Gestein katapultiert. Untersuchungen und Berechnungen von Geologen legen nahe, dass es sich um den gewaltigsten Ausbruch der vergangenen zwei Millionen Jahre gehandelt haben muss. Supervulkane sehen anders aus als „normale“ Vulkane. Sie bilden wegen ihres Kraterdurchmessers von 50 Kilometern oder mehr bei Ausbrüchen keine Vulkankegel aus, sondern hinterlassen riesige Einbruchskessel im Boden, sogenannte Calderen. Zu den bekanntesten Supervulkanen gehört der Yellowstone in den USA.

„Der Ausbruch eines solchen Supervulkans löst globale Effekte aus“, beschreibt Wörner. Ein riesiger Ascheschleier verteilt sich in der Atmosphäre um die ganze Erde. Dadurch sinken die Temperaturen, Ernten bleiben aus, Hungersnöte sind die Folge. „Und das über viele Jahre“, sagt Wörner. So ging etwa 1815 nach dem Ausbruch des Tambora in Indonesien auch in Europa als Jahr ohne Sommer in die Chroniken ein. Dagegen seien die Auswirkungen des jüngsten Vulkanausbruchs auf Island verschwindend gering.

Ausbrüche von Supervulkanen gehören längst nicht zur Geschichte: „Es wird wieder Supereruptionen geben. Das ist sicher“, sagt Wörner. „Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber sehr gering“.

Fans von schwimmenden Steinen

Vulkanforscher Wörner hatte den richtigen Riecher: Seine schwimmenden Steine, die er während der Vorlesung präsentierte und danach verteilte, kamen bei seinen jungen Zuhörern an. Übereinstimmend sagten Viktoria Weller (9), Geoffre Zapf (8) sowie Luisa (9) und Julia Fricke (10), dass ihnen die Bimssteine am besten an der ersten Kinder-Uni-Vorlesung in diesem Semester gefallen haben. Und überhaupt: „Die ganze Vorlesung war richtig klasse“, sagt Luisa. Sie hat gelernt, dass es auf der Erde verstreut „ganz schön viele Vulkane“ gibt. Ihre Schwester Julia fand ebenso die Zahl der Supervulkane interessant. Sie ist schon seit einiger Zeit an Vulkanen interessiert. Mit Interesse habe sie den Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island verfolgt. Gemeinsam mit Luisa hat sie schon im vergangenen Semester Vorlesungen der Kinder-Uni in Göttingen besucht, obwohl beide aus Witzenhausen eine vergleichsweise weite Anreise haben. Auch Viktoria hat es gut gefallen. Vorher habe sie noch gar nicht gewusst, dass es so etwas wie Supervulkane gibt. Dass ein Vulkanausbruch so weitreichende Folgen haben kann hätte sie nie gedacht. Geoffre wusste vor der Vorlesung nicht viel über Vulkane. „Ich habe heute viel gelernt“, sagt er.

Von Michael Brakemeier (Göttinger Tageblatt)