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Die Bandas del Sur - Ignimbrite & Fallablagerungen im Süden von Tenerife

Tagesprotokoll von: Jens - Uwe Brinkmann

Am 3. Exkursionstag haben wir in 7 Stops verschiedene Aufschlüsse von Ignimbriten und Fallablagerungen aus dem Central Volcanic Complex im Bereich der Bandas del Sur im trockenen, wüstenähnlichen SW von Tenerife besucht. Um ca. 10 Uhr trafen wir uns mit unseren Begleiter Joan Martí unterhalb der Landebahn des Flughafens Tenerife-Süd (Reina Sofia Airport) bei Los Abrigos, wo wir zunächst einen Field Guide to the Central Volcanic Complex of Tenerife von Martí & Mitjavilla (1995) zum "Vorzugspreis" erwerben konnten (d.h. wer schnell genug war, hatte den Vorzug ein Exemplar zu erwerben...:-).

Stop 1: Im ersten Aufschluß stand ein unverschweißter, hell-ockerer bis weißer Ignimbrit mit 20-30 % groben (1-5 cm Ø) lithischen Klasten an. Dieser Ignimbrit steht im Zusammenhang mit den Ablagerungen aus dem Bereich der Guajara Caldera. Etwas weiter südlich zeigt dieser Ignimbrit deutlich weniger und feinere lithische Klasten bis hin zu vermutlich fluviatil abgelagerten Bims-Klasten und feinen Asche-Lagen.

Das hochtemperierte Bims-Ausgangsmaterial mit seinem hohen Volatilen-Gehalt kühlte im der Ignimbrit beim Fließen schnell aufgrund der geringen Wärmekapazität der Gase im Kontakt mit dem Boden ab. In der Ignimbrit-Matrix finden sich Zeolithe (Phillipsit), Analcim und Anglesit. Der poröse Ignimbrit wird wegen seiner Isolations-Eigenschaften als Baumaterial verwendet.

Stop 2: An diesem Straßenaufschluß konnte eine wallartige Anhäufung lithischer Klasten (LC) unter fluviatilen Sedimenten (FS) beobachtet werden (Abb.1).

(& eine Kaktee mit Früchten)


 Abb. 1

Stop 3: In diesem großen Straßenaufschluß ist ein Ignimbrit zu sehen, der eine plinianische Bims-Ablagerung aus dem Liefergebiet der Guanjara-Caldera überdeckt. Über einer älteren vulkanischen Basis liegt im unteren Teil des Aufschlusses ein helles, 2 m mächtiges Bimsklasten-Lager, das durch die gute Sortierung (0,5-2 cm Ø) als plinianische Ablagerung in Folge gravitativ-äolischer Klasten-Differenzierung aus einer plinianischen Eruptionssäule gekennzeichnet ist. Im Hangenden der plinianischen Ablagerung schließt sich ein Ground Surge des überlagernden Ignimbrites mit flacher Schrägschichtung an. Direkt darüber liegt ein sehr feinkörniger Ignimbrit, der vermutlich als feuchter (dampfreicher) Ignimbrit-Schlamm aus einer anfänglichen Eruption stammt ("Ignimblast"). In diesem Ignimbrit-Schlamm finden sich die Abdrücke von eingebetteten Bims-Klasten aus der plinianischen Ablagerung, Holzkohlereste, röhrenförmige Spuren von Gräsern und rot-bräunliche Einlagerungen von Boden-Material. Der abschließende, ca. 6 m mächtige Ignimbrit stammt aus dem Kollaps einer plinianischen Säule.

Nach Besichtigung dieses Aufschlusses fuhren wir durch die in diesem Gebiet großflächig unter Folien angelegten Bananen-(Platanas-)Felder in ein Fischerdorf. Dort kehrten wir in ein kleines Restaurant ein und wurden von Prof. Wörner zu typischen Kanaren-Spezialitäten eingeladen, wie z.B. fritierte Fische & Meeresfrüchte, Kartoffeln in Salzkruste, eine pikante Tomaten-Buchweizen-Grütze & pikante Salsas und der obligatorischen spanischen Salat-Platte neben einigen Flaschen Rotwein und den abschließenden Cafe leche.


Platanas-Felder

Stop 4: Hier ist der 3-5 m mächtige Granadilla-Bims aus der Caldera-Bildungsphase im Bereich des Guajara Peak als unverschweißte, plinianische Pyroklasten-Ablagerung aufgeschlossen (Abb. 2). In der Bimsmatrix finden sich zahlreiche idiomorphe Feldspat-Kristalle, die auf ein schon deutlich fraktioniertes Magma als Quelle deuten. (Probennahmeort)


Abb. 2: Fallablagerung und auflagernder Ignimbrit (Stop 4)

Stop 5: In einem kleinem Straßenaufschluß ist ein verschweißter Ignimbrit (Granadilla) mit großen, schwarzen Klasten zu sehen (Abb. 3). Diese Klasten sind nur schwach glasige Obsidian-Brocken (stark verwittert / grießige Struktur), die von Fritsch & Reiss (1868) als "Eutexit" bezeichnet wurden. Sie stammen wahrscheinlich aus der Explosion eines heißen Obsidian-Doms. Auf dem Blattkaktus rechts siedeln weiße Conchenille-Blattläuse (für roten Conch.-Farbstoff; z.B. für Kosmetika und Campari)


Abb. 3: verschweißter Ignimbrit mit "Eutexiten" (Stop 5)

Stop 6: Entlang der Straße unter einem plinianischen Bimslager ist ein Ignimbrit-Strom mit fein geschichteten Aschenlagen, einem Ground Surge und wellenförmige Strukturen im Querschnitt des Ignimbrites aufgeschlossen. Diese Wellen deuten auf ein eher zähes Fließen als auf ein turbulentes Strömen bei der Ablagerung hin.

Stop 7: Oberhalb der Autobahn TF-1 ist ein 3-4 m mächtiger, feinkörniger Aschen-Schlammstrom mit akkretionären Lapilli aufgeschlossen, in dem Abdrücke von eingeschlossenen Baumstämmen gefunden wurden. Im Hangenden liegt ein verschweißter, poröser Bims. In den großen Blasen finden sich zwischen den Wänden "Bimsfäden" in Folge des Aufblähens des heißen Bimsmaterials.

Im gegenüberliegenden Aufschluß zeigt ein Ignimbrit helle und dunkle Schichten; hier hat ein Ground Surge verschiedenes Klastenmaterial auf seinem Weg aufgesammelt.

 

Hier war die Exkursion um ca. 19 Uhr beendet. (Rückfahrt nach El Rincón)