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Exkursionen

Anden 1995

Die Exkursionsreise fand vom 14.9. bis 5.10. statt. Die TeilnehmerInnen hatten sich schon eine Woche zuvor in La Paz eingefunden um die Höhenakklimatisation auf 4200 m vor der Reise hinter sich zu haben. In diese erste Woche fielen verschiedene Vorbereitungsarbeiten logistischer Art bzgl. des Bustransportes und der Papiere für den Begleitwagen. In La Paz wurden die Kontakte GEOBOL (Servicio Geologia Bolivia) vertieft. Am Mittwoch, dem 13.9., einen Tag vor Beginn der Studienreise, habe ich am GEOBOL einen Vortrag über unsere laufenden Forschungsarbeiten und über die Ziele der bevorstehenden Exkursion gehalten.


Der erste Tag nach der Akklimatisierung stand unter dem Thema Wasserbau und Hangstabilität im Kessel von La Paz. Hierzu konnten wir den Mitarbeiter eines GTZ - Projektes, Dr. Stache, als Führer gewinnen. Er konnte uns eindrucksvoll die Problematik, die fehlgeschlagenen und die inzwischen erfolgreichen Maßnahmen zur Sicherung der Hangstabilität und des Managments der Flüsse in La Paz demonstrieren. Zur Sprache kamen auch die Probleme und Hindernisse bei der Durchführung solcher Förderprojekte in einem Dritte-Welt-Land. 

Höchst interessant war unser Besuch am 16.9. bei einer Agrar-Kooperative, die sich im Dorf Sahama der Produktion und Färbung von Llama und Alpaca-Wolle mittels natürlicher Färbestoffe widmet. Die Gruppe hatte bei einer Einführung in die Kooperative die Gelegenheit die Arbeitsstätten und die Produktionsweise zu studieren. Der verantwortliche Leiter der Kooperative, ein Schweizer, hat bei Gesprächen alle Fragen geduldig beantwortet und sogar die Geheimnisse der Wirkung von Urin beim Färbeprozeß erläutert.

Am Abend des 16.9., nach dem Grenzübertritt nach Chile, wurden wir von Vertretern des CONAF (Confederacion Nacional Forestal) am Hauptquartier des Lauca Nationalparks begrüßt. Zum CONAF bestehen schon gute Kontakte, die im Vorfeld der Reise genutzt wurden, um eine Unterkunft für die Reisegruppe in den Schutzhütten des Nationalparks sicher zu stellen. Der für den Park verantwortliche Mitarbeiter, Sen. Carlos Nasser, hat uns schon an der Grenze empfangen. Schon in früheren Gesprächen hatten wir einen Ãœberblick über die Ziele und Aufgaben des CONAF und der Nationalpark-Leitung erhalten, die nun an die Exkursionsgruppe weitergegeben werden konnten. Die Ökologie endemischer Tier- und Pflanzenarten im Parque Nacional de Lauca und die akute Gefährdung durch ein Wasserbauprojekt wurden angesprochen.

Der Lauca National Park wurde von der UNESCO als einer von ca. 200 der weltweit erhaltungswürdigsten (aber wohl auch gefährdetsten) Nationalparks anerkannt und unter besonderen Schutz gestellt. Der CONAF behauptet sich mit Mühe, aber auch mit Erfolg gegen die Interessen der Bergbauindustrie wie auch der nationalen Energiegesellschaft und anderer Interessen, die die Flüsse und Seen für Wasserbauprojekte anzapfen wollen. Die folgenden Reisetage waren durch intensive Diskussionen an den besuchten geologischen Aufschlüssen geprägt. Die genannte Problematik wurde während dieser Tage im Nationalpark an konkreten Beispielen immer wieder aufgegriffen. 

Am 24. 9. waren wir im Dorf Belen zu Gast, wo wir uns - nach vorhergehender Absprache - zu einem großen Essen im Hofe eines Dorfbewohners einfanden. Dort gab's Bier, Rotwein, Salat und vor allem gebratenes Lamm.

Die Veranstaltung an der Deutschen Schule wurde zusätzlich in das Programm aufgenommen, auf Anregung der britischen Konsulin Frau Gladis Hulse. Leider war ein Kontakt zum deutschen Konsul, trotz entsprechender Vorbereitung meinerseits, nicht möglich. Entgegen seiner schriftlichen Zusicherung war der deutsche Konsul in Arica auf einer Reise und für uns nicht zu erreichen.

Ein Höhepunkt war sicher der Besuch des Archäologischen Museums in Arica. Durch die bestehenden guten Kontakte zum wissenschaftlichen Leiter, Prof. Dr. L. Briones wurde uns eine Sonderführung durch die Museumsleitung ermöglicht. Die Teilnehmer der Reisegruppe gewannen so einen besonders intensiven Einblick in die kulturelle und geschichtliche Entwicklung dieser Andenregion. Die für die Präsentation des Museums verantwortliche Leiterin hat geduldig die große Zahl von Fragen zu den Exponaten und ihren Hintergründen beantwortet. Zu Ende der Führung entwickelte sich eine eingehende Diskussion über die derzeitige Entwicklung, die von wachsendem Tourismus, zunehmender Bergbauaktivität und dem Betreiben der Energiegesellschaft geprägt ist, die ökologisch fragilen Flüsse und Seen des chilenischen Altiplano zur Wasser- und Energiegewinnung zu missbrauchen.

Bei diesen Aktivitäten wären nicht nur ökologische Schäden zu befürchten, sondern auch archäologische Fundorte und die Spuren einer alten Kulturlandschaft gefährdet. Gleichzeitig beklagten die Vertreter des Archäologischen Museums das mangelnde Interesse und Verständnis der chilenischen Bevölkerung für die Entwicklung, Geschichte und Zukunft ihres Landes. Ein Ergebnis dieser Diskussion wird in diesem Zusammenhang sein, daß ein in deutscher Sprache publizierter populärwissenschaftlicher Text (s. Anlage) über die geologische Entwicklung dieses Teils der Anden in einer spanischen Fassung in der Schriftenreihe der Universidad de Tarapaca in Arica publiziert werden soll. Die Vorbereitungen für die Übersetzungen sind zur Zeit im Gange.

Der Besuch der großen Kupfermine Chuquicamata, dem größten Tagebau der Welt, am 28.9. war durch organisatorische Probleme mit der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der Mine geprägt.

Aus diesem Grunde konnte der Besuch nicht wie geplant durchgeführt werden, er beschränkte sich auf eine - allerdings interessante - theoretische Einführung in die Arbeitsweise der Mine, und den Besuch eines nur kleinen Teils des Tagebaus.

Die Besichtigung der Aufbereitungsanlagen und Schmelzöfen, die normalerweise nicht zum Besuchsprogramm gehört, war uns trotz intensivster Bemühungen nicht gestattet. So gut man einen Besuch in der Welt größten Kupfermine in Chuquicamata auch vorbereitet, man ist nicht davor gefeit, daß es dann doch nicht richtig klappt wie geplant.

Persönliche Besuche, zahllose Telefonate und Faxe konnten nicht sicherstellen, daß die geologische Führung und der Besuch der Schmelze wie geplant möglich waren.