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Kinder-Uni 2008

11.02.08, das Göttinger Tageblatt berichtet:

Kinder fliegen virtuell zu Vulkanen der Welt

Kinder-Uni: Gerhard Wörner arbeitet mit Google Earth und Elektronenmikroskop.

Kleines ganz groß: Andreas Kronz (3.v.I.) mit Sascha Wollny, Samuel Henjes, Lukas Wolfram, Nico Schmidt, Jonas Jenssen und Madita Roth am Elektronenmikroskop. CM

„Heute sehen wir ganz genau hin", sagt Gerhard Wörner zu Beginn des Seminars der Kinder-Uni. Der Geowissenschaftler meint dies in doppelter Hinsicht: Die Kinder dürfen im Elektromikroskop kleine Dinge ganz groß sehen und via Google Earth Vulkane auf Leinwandgröße schrumpfen.

 

Göttingen. Das Thema des Seminars lautet „Vulkanforschung mit Satellitenbildern und Elektrostrahlen". Dazu führt Wörner seine kleinen Studenten zunächst in die Materie ein. Zwei Arten von Vulkanen gebe es, erklärt er den Nachwuchsforschern: „Aus einem kommt Asche, aus dem anderen Lava." Wie das aussieht, was ein Vulkan ausspeit, zeigt der Professor an Beispielen. „Der hat ja ganz viele Falten", stellt eines der Kinder bei einem solchen Gesteinsbrocken fest. „Stimmt", sagt der Professor und begründet dies durch die schnellere Abkühlung der Oberfläche im Vergleich zur restlichen Materie. Dies könne zu Verschiebungen führen und diese wiederum zu Falten. Also war der Stein mal flüssig? Genau das erläutert Wörner den Seminarteilnehmern: Bei 1000 Grad Hitze war der Stein einmal flüssig.

Dass man ihn auch wieder in diesen Zustand bekommt, wenn er schon hart war, zeigt Wörner an einem Stück Schwefel. Er hält ein Feuerzeug daran, Qualm steigt auf. „Pfui, das stinkt wie ein Silvesterknaller", bemerkt eines der Kinder und hat Recht nur, dass in das Gestein nicht erst Schwefel eingebracht werden müsse, sondern es ein Natur Feuerwerkskörper sei, sagt Wörner.

Wie die Löcher in den Bimsstein kommen, zeigt er den Kindern ebenfalls: Er verteilt an jedes von ihnen ein Exemplar und fragt, ob sie wüssten, wo noch alles Blasen vorkämen. Schwämme, Seifenblasen und Badeschaum nennen die Kinder und wissen sogar, dass es nicht immer Luft sein muss, die die Bläschen entstehen lässt. Madita Roth, das einzige Mädchen in der Jungen Runde, kennt sich mit Kohlendioxid aus und weiß, was mit Cola passiert, wenn man sie schüttelt und den Deckel der Flasche öffnet: Das gleiche nämlich, wie wenn ein Vulkan ausbricht. Da komme auch nicht nur Gas herausgeschossen, sondern die Cola gleich mit. Deshalb spucke ein Vulkan Lava.

Badewannen-Blasen

Die Blasen, die später im Bimsstein sind, seien auch durch dieses Gas entstanden, und als der Stein ausgehärtet war zu Löchern geworden, erklärt Wörner. Die Menge des Gases entscheide darüber, ob ein Vulkan eher überschwappe wie Schaum aus der Badewanne oder wie im Falle der Explosiv-Vulkane spritzten wie die Cola aus der geschüttelten Flasche. Wenn viel Gas da sei, entweiche auch Vulkanasche, die eigentlich keine Asche, also kein Rückstand einer Verbrennung, sondern ein Staub sei. Der könne manchmal höher fliegen als ein Flugzeug, bis zu 80 Kilometer. „Dann geht die Asche um die ganze Welt und wir bekommen ein Problem." Die Kinder wissen auch, warum: Herabfallende Asche mache die Erde dunkel, dunkle Erde vernichte die Pflanzen und ohne die Pflanzen keine Menschen und Tiere. Beinahe, sagt Wörner, sei es schon einmal so weit gewesen, dass deswegen alle Menschen gestorben wären. Im Vulkanwinter vor 70000 Jahren nämlich, also vor gar nicht so langer Zeit, gemessen am Alter der Erde.

Dass damals schon Menschen lebten, scheint den Kindern neu, dennoch hatten einige von ihnen bereits einen ordentlichen Wissensfundus mitgebracht: „Weiß jemand, wie Pompeji zerstört wurde?" fragte der Professor. „Klar", sagte David Uhlmann, „durch pyroklastische Ströme", und versetzte seine Mini-Kommilitonen in Erstaunen.
Nach der Theorie geht es dann in die Praxis: Im Labor lernen die Kinder das Elektronenmikroskop kennen, einen riesigen, grauen Apparat, der einen hunderttausendstel Millimeter großen Gegenstand abbilden könne, wie Laborleiter Andreas Kronz erklärt. Die Kinder erfahren, dass zum Schutz Handschuhe getragen werden müssen und sie dürfen den Vakuum-Knopf betätigen. Dann sehen sie sich Haare an, die Widerhaken am Stachel eines Seeigels und, Vulkanasche. Im Nebenraum werden die großen Dinge angepackt: Mit Google Earth fliegen die Kinder zu den Vulkanen der Welt und später zurück nach Göttingen.

Technik, die begeistert

Über Kohlendioxid wusste Madita Roh (8) Bescheid, bevor sie in das Seminar der Kinder-Uni ging. Was es mit Vulkanen auf sich habe, sei ihr neu gewesen. Und ein so tolles Labor habe sie auch noch nie von innen gesehen, freut sich die Acht-jährige, ein mal am 800.000 Euro Rechner gesessen zu haben.

 

Ähnlich begeistert von der Riesen-Apparatur war Samuel Henjes. Der Neunjährige erzählte, er habe zuhause ein Lichtmikroskop. Das sei toll, aber die große Maschine noch viel spannen der. Ganz viele Aufnahmen habe er mit seiner Kamera gemacht, um sie seinem Vater zu zeigen, der ein echter Mikroskop-Fan sei.

 

Moritz Mihm (9) war in Sachen Vulkane bereits auf dem Laufenden:

Er hatte auch die Vorlesung über Vulkane gehört.
Deshalb habe ihn am meisten begeistert, mit Google Earth Orte in der ganzen Welt in
Sekundenschnelle besuchen zu können.

Gar nicht genug zum Thema Vulkane kann David Uhlmann wissen,
der stolz erzählt: „Ich habe schon viele Bücher über Vulkane gelesen."

 

Nadine Eckermann